Einen Job zu sehen heisst, dafür verantwortlich zu sein. Es heisst aber nicht, es selbst tun zu müssen. Ich sehe den Job Blogbeiträge zu schreiben und fühle grosse Freude, dass Mathias über seine Erfahrungen aus der ersten Woche im Next Cultur Bridge House Glarisegg berichtet.
Meine erste Woche im Bridge House Glarisegg 30.9. bis 6.10
Meine Motivation im Bridge House Glarisegg mitzumachen, beinhaltet zu Beginn drei Anliegen
· Ich möchte Werkzeuge, Erfahrungen und auch theoretische Inhalte, die ich in meinen bisherigen PM-Kursen gelernt habe im Alltag zusammen mit anderen Menschen anwenden, auf Alltagstauglichkeit prüfen, verfeinern und eine Vision einer neuen Kultur mitgestalten.
· Ich möchte bei dieser Gelegenheit die Gemeinschaft Glarisegg und deren Charakter kennenlernen und mit deren Mitglieder in Kontakt kommen.
· Ich gehe in dieser Zeit keiner anderen Arbeit nach und möchte die Zeit für die Frage nutzen, wie und wofür ich in der kommenden Lebensphase meine Lebenskraft, mein Herzblut einsetzen möchte. Dabei möchte ich untersuchen, inwieweit mir Elemente des PM dabei helfen können, lebendig und kraftvoll mit mir und anderen in Verbindung zu sein.
Mein Gefühl zur ersten Woche ist grundsätzlich positiv und hat mich neugierig gemacht. Ich habe schnell gespürt, dass es in meiner Verantwortung liegt, mich so einzubringen und mitzugestalten, dass ich meine obigen Anliegen erreiche. Die Offenheit und Gestaltbarkeit in der Kathrin das Bridge House aufgegleist hat, hat diese Eigenverantwortlichkeit grundsätzlich gefördert.
Der regelmässige Check in, das gemeinsame Essen und Ringen um Ausgestaltung der Kontaktpunkte, Ausformulieren der «Merkmale einer neuen Kultur», aber auch Angebote der Gemeinschaft und des Archan Invention Centers (PM-Team, Morgenkreis, Yoga, Aktionstag, Möglichkeiten zu Prozessarbeit vor Ort.) waren für mich hilfreiche Elemente in mir, im Bridge House und in der Gemeinschaft anzukommen.
Herausfordernd empfand ich den Umgang mit Wechseln, Kurzaufenthalten und Besuchen, insbesondere die Frage: Wieviele und welche gemeinsamen exklusiven Räume braucht die Bridge House Gruppe unter sich, um sich wohlzufühlen?
Es ist erst in Ansätzen gelungen mit Ansprechen und Feedbacks in «gefährliche» Bereiche zu navigieren und uns hier herauszufordern. Die Mitglieder der Gemeinschaft Glarisegg erlebe ich in inspirierenden Begegnungen und Gemeinschaftserlebnissen (Morgenkreis, Aktionstag, Einzelbegegnungen im Alltag) offen, interessiert und neugierig dem Projekt gegenüber.
Was ich dankbar aus der Woche mitnehme
· Statt planen und endlos reflektieren, in die Erfahrung gehen, entstehen lassen, Gefühle und Reaktivitäten darin wahrnehmen, Fehler machen dürfen. Der Weg zeigt sich im Tun.
· Einige Rückmeldungen von oder Klärungen mit meinen Brigdehousepartnerinnen Dimitra, Laura, Kathrin zu Erlebtem zu Themen: Nähe – Distanz erleben, Grenzsetzung, verstehen – nicht verstehen, Gefühle zulassen und ausdrücken, Reaktivität erkennen im Umgang mit Druck.
· Die Erkenntnis, dass mehr Lernerfahrungen und Lebendigkeit entstehen, wenn ich mutiger, «gefährlicher», verletzlicher, sichtbarer werde, klarer sage, was ich will und Gefühle zu- und mich in Experimente einlasse.
· Wertvolle Rückmeldung zu meinem Prozessbild durch die Gruppe.
Gefühle beim Rück- und Ausblick
· Ich bin traurig über verpasste Chancen von radikalem ehrlich sein und verpassten Feedbackmöglichkeiten. Für mein nächstes Dasein hier wünsche ich mir, diese mehr aus dem Moment erkennen und nutzen zu können.
· Doch ich habe auch Angst davor, dass zu viele Feedbacks und Analysen eine zu grosse Schwere in den Alltag bringen und dadurch Lebendigkeit verloren gehen könnte.
· Ich freue mich über den für mich gehaltvollen und lehrreichen Einstieg ins Projekt, sowie die Umsetzung etlicher Elemente aus meinen drei obigen Anliegen.
· Ich habe Angst, dass der Unterbruch mich zu weit wegführen könnte von dem nun Erfahrenen.
Für mich offene Forschungsfelder aus der ersten Woche
· Wieviel und allenfalls in welchen Bereichen braucht es Führung von Kathrin als Initiatorin des Projektes? Wo und wie gelingt es, dass sie es abgeben kann, ohne es immer wieder von den TeilnehmerInnen zugeschoben zu bekommen.
· Wie weit sollen persönliche Prozesse aus Arbeit und Beziehungen in die Gruppe einfliessen?
· Wieviel Analyse, Beeps!, «Ansprechen» ist im Alltag lebbar und sinnvoll?
· Kann Selbst- und Fremdbeobachtung auch Lebendigkeit verhindern?
· Welche Rolle spielt Wertschätzung im PM? Was bewirkt sie?
Mathias, Glarisegg 6.10.2024